Das Smart City-Playbook: Wie kann innovatives Arbeiten in der Verwaltung gelingen?

Hinweis: Dieser Beitrag wurde von den Hosts des Themenraums Das Smart City Playbook verfasst. Sie können Sich hier zur PIAZZA-Konferenz anmelden.

Das CityLAB Berlin erarbeitet aktuell ein Smart City Playbook für die Gestaltung und Steuerung von Projekten und Prozessen im Kontext von Smart City-Entwicklung und -Umsetzung. Der Themenraum auf der PIAZZA-Konferenz gibt Einblicke in den Mehrwert des Playbook für Projektmanager:innen.

Wie “smart” ist die Smart City?

Der Begriff Smart City wurde in der Vergangenheit vor allem von großen Technologieunternehmen geprägt, die damit ein sehr technik-zentriertes Bild des Begriffs etablierten. Um nachhaltige Stadtentwicklung zu ermöglichen, setzen viele Städte wie Berlin nun jedoch auf eine menschzentrierte Herangehensweise, die vor allem auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner:innen schaut. Technik wird dabei nicht als Selbstzweck betrachtet, sondern als Mittel, um das Gemeinwohl zu fördern.

In der menschzentrierten Smart City entwickelt eine Vielzahl an Akteur:innen gemeinsam die Vision einer lebenswerten Stadt. Dabei wird der Blick geweitet: Es stehen nicht nur die Bedürfnisse der Bewohner:innen im Mittelpunkt, sondern auch die planetarischen Leitplanken. Ansätze wie die Donut Economics, ermöglichen es, die Perspektiven auf wünschenswerte Zukünfte zu erweitern.

Hier entsteht eine neue Herausforderung für Städte wie Berlin, unterschiedliche Interessen aufzufangen und Prozesse proaktiv zu steuern. Das Ziel ist, eine inklusive, resiliente und menschzentrierte Stadtentwicklung zu fördern. Smart City-Projekte können so eigenständiger agieren und gleichzeitig zentrale strategische Ziele, wie die Sustainable Development Goals (United Nations, 2015) erfüllen.

The Berlin way of Smart City

Berlin möchte dieses Prinzip in seiner neuen, bis Herbst 2022 entstehenden, Smart City-Strategie manifestieren. Lebendig wird diese jedoch erst in konkreten Projekten, die die gemeinsame Vision Stück für Stück in der Praxis umsetzen.

Hier kommt das Playbook zum Einsatz. Das CityLAB Berlin entwickelt es, um den Anspruch und die Vision aus der Smart City-Strategie Wirklichkeit werden zu lassen. Der Fokus liegt dabei auf den Prinzipien für gute Praxis, die als Teil des Strategischen Rahmens der Smart City-Strategie, erarbeitet wurden. Konkrete Methoden, Prozesse und Rituale unterstützen dabei, neue Formen der Zusammenarbeit zu etablieren und die Ziele innerhalb der Projekte zu erreichen.

Wozu ein Playbook?

Wie können Smart City-Projekte erfolgreich gesteuert werden? Wie können Mitarbeiter:innen der Verwaltung dabei unterstützt werden, Projekte aus dem Smart City-Umfeld umzusetzen? Welche Methoden und Ansätze helfen ihnen dabei, ressortübergreifende Projekte zwischen Stadtentwicklung und Digitalisierung umzusetzen? Diese und weitere Fragen beantwortet das Playbook. Es unterstützt Projektverantwortliche bei der Planung und Umsetzung erfolgreicher Smart City-Projekte, indem es eine innovative und praxisnahe Struktur vorgibt. Innovation wird möglich durch die Anwendung von Prinzipien aus der agilen Projektsteuerung und datengetriebener Entscheidungsfindung, die in der Verwaltung bisher kaum Anwendung finden. Darüber hinaus können Nutzer:innen mit dem Playbook ein gutes Miteinander und die Teamkultur entwickeln. Methoden führen sie durch unterschiedliche Projektphasen und unterstützen bei der Qualitätssicherung innerhalb der Projekte. Als lebendes Dokument wird das Playbook gemeinsam mit den Nutzer:innen kontinuierlich weiterentwickelt.

Prinzipien für gute Praxis

Eine Strategie kann nur wirkungsvoll sein, wenn sie gut umgesetzt wird. Daher braucht die Smart City Berlin übergreifende Qualitätsstandards und klare Governance-Modelle, um das Ineinandergreifen einzelner Projekte zu gewährleisten und die Maßnahmen erfolgreich umzusetzen.

Die Prinzipien für gute Praxis beziehen sich auf das „Wie“ der Umsetzung. Die Inhalte des Playbooks bauen auf der bisherigen Arbeit am Strategischen Rahmen der Smart City-Strategie Berlin auf. Die Prinzipien für gute Praxis basieren auf der Auswertung der breiten Beteiligung der Berliner Stadtgesellschaft. Dazu zählen Berliner:innen, die organisierte Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Stille Gruppen. Diese Prinzipien lauten:

  • Menschenzentriert und systemisch
  • Evidenzinformiert und vorausschauend
  • Problembewusst und innovativ
  • Verantwortungsvoll und selbstbestimmt
  • Offen und vertrauenswürdig
  • Wirkungsorientiert und anpassungsfähig
  • Kooperativ und divers
  • Kreativ und mutig

Das Playbook übersetzt diese Prinzipien in eine praxisnahe Form und hilft so den Anspruch und die Ziele aus der Smart City-Strategie für die Macher:innen zu vermitteln.

Die Inhalte des Playbooks geben den Macher:innen der Smart City Projekte Orientierung für die Umsetzung durch die Vermittlung von Projektkultur, einem konkreten Set an Tools und Methoden, einem Vernetzungsraum, Strukturierung der Projektbeteiligten sowie Hilfestellung zu Zielen und Qualitätsmanagement (© CityLab Berlin 2021).

Impulse für neues Arbeiten

Das CityLAB Berlin und Politics for Tomorrow haben 2020 bereits “Öffentliches Gestalten – Handbuch für innovatives Arbeiten in der Verwaltung” veröffentlicht. Seitdem unterstützt das CityLAB Mitarbeiter:innen der Berliner Verwaltung auch in zusätzlichen Trainings bei der ko-kreativen Zusammenarbeit.

Nun wird das Handbuch um das Smart City-Playbook erweitert, um spezifisch auf die Herausforderungen von Smart City-Projekten einzugehen. Im Themenraum der PIAZZA-Konferenz gehen wir auf die Besonderheit von Smart City-Projekten ein und zeigen, warum ein Playbook für Projektmanager:innen in diesem Kontext einen sinnvollen Mehrwert bietet kann. Wir laden Interessierte ein, das Playbook als Nutzer:innen zu testen und uns bei der Weiterentwicklung zu unterstützen


Hintergrund: Im Rahmen des Programms „Modellprojekte Smart Cities“ entwickelt Berlin eine neue, ambitionierte Smart City Strategie, die mit der und für die Stadtgesellschaft entstehen soll.

Der Strategieprozess Smart City wird in einem zweistufigen Verfahren organisiert. Das CityLAB Berlin koordiniert als Relais in die Stadtgesellschaft den Beteiligungs- und Schreibprozess im Auftrag der Senatskanzlei. In einem ersten Schritt ist von Februar bis Mai 2021 ein Strategischer Rahmen entstanden, der Rahmenbedingungen, Leitgedanken, Prinzipien und Zukunftsperspektiven für die Smart City Berlin beinhaltet. Die Ergebnisse aus dieser Konzeptphase bilden die Grundlage für die eigentliche Strategie, die ab September 2021 darauf aufbauend bis Herbst 2022 erarbeitet wird und spezifische Ziele und konkrete Maßnahmen enthalten soll. In beiden Phasen wird es mehrere Beteiligungsprozesse geben.


Titelbild: noelsch | Pixabay