Hinweis: Dieser Beitrag wurde von den Referent:innen des Lightning Talks Entwicklung digitaler Kompetenzen im öffentlichen Sektor verfasst. Sie können Sich hier zur PIAZZA-Konferenz anmelden.
Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltungen bringt Veränderungen in den Strukturen, Prozessen und Leistungen mit sich, welche schon jetzt durch passende Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen und durch entsprechende Rahmenbedingungen gestaltet werden müssen. Dabei bedeutet Digitalisierung weit mehr als der Einsatz neuer Technologien und Technik.
Hintergrund
Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt Qualifica Digitalis befasst sich im Auftrag des IT-Planungsrates mit der Qualifizierung des digitalisierten öffentlichen Sektors. Unter Federführung der Freien Hansestadt Bremen entwickelt das Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS gemeinsam mit dem Institut für Informationsmanagement Bremen und dem Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Strategien und Handlungsempfehlungen zur Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Sektors im Zuge der digitalen Transformation. Dabei verfolgt das Projekt einen beteiligungsorientierten Ansatz und hat einen breiten Fachexpert:innenkreis aufgebaut, in dem Forschungsergebnisse in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten regelmäßig zurückgekoppelt und reflektiert werden. Die Projektlaufzeit fiel fast vollständig in die Zeit der Corona-Pandemie, weshalb auch das Projekt seine Veranstaltungen und Workshops durchgängig digital durchgeführt hat. Zudem konnte eine erste Momentaufnahme der Auswirkungen des Digitalisierungsschubs in verschiedenen Fachdomänen der Verwaltung festgehalten werden. Zu den untersuchten Domänen gehörten die Sozial-, Zentral-, Steuer- und Bildungsverwaltung sowie die bürgernahen Dienste und die öffentliche IT-Steuerung und IT-Serviceleistungen.
Metastudie
Im Vorfeld der Domänenuntersuchung wurden im Rahmen einer qualitativen Metastudie Kompetenzen, die in einschlägiger Literatur beschrieben werden, auf Basis des Kompetenzrahmens der Kultusministerkonferenz analysiert und systematisiert. Dabei flossen verschiedene Frameworks zu digitalen Kompetenzen sowie Literatur mit verwaltungsspezifischem Schwerpunkt in die Analyse ein. Die Ergebnisse wurden in einem Dashboard aufbereitet und können hier eingesehen und abgefragt, aber auch als öffentlicher Datensatz heruntergeladen werden.
Das entwickelte Kompetenzmodell setzt sich aus neun Hauptkategorien zusammen und umfasst sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen für die berufliche Handlungsfähigkeit in einer digitalisierten Arbeitsumgebung (siehe Abbildung). Ausführliche Informationen zu den einzelnen Kompetenzfeldern finden sich in der Metastudie selbst und sind hier auch noch einmal zusammengefasst.
Domänenuntersuchung
Im Zentrum der quantitativen Erhebung stand die Fragestellung der Qualifizierungsbedarfe von Personen in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen, aber auch ihre Grundhaltung gegenüber Veränderungen durch die Digitalisierung und der bisherige Kompetenzerwerb.
In der qualitativen Erhebung wurden zunächst Personalentwickler:innen und Führungskräfte in den unterschiedlichen Domänen zur Entwicklung von Kompetenzen im Zuge der Digitalisierung sowie zu Herausforderungen und Problemen in der Qualifizierung befragt. In einer zweiten qualitativen Erhebungsphase wurden die Ergebnisse der Befragung gemeinsam mit Fachkräften und Personalvertretungen validiert.
Im Ergebnis konnten wertvolle Erkenntnisse zu gängigen Arbeitspraxen, digitaler Fitness, Sorgen und Sicherheiten sowie Erwartungen und Haltungen der Befragten in den Fachdomänen gewonnen werden.
Die aktuellen Ergebnisse der Domänenuntersuchung werden im Dezember veröffentlicht. Auf der Piazza-Konferenz geben wir gern erste Einblicke und freuen uns auf die Diskussion.
Titelbild: iStock | LeoPatrizia