Workshop-Rückblick: „Wie kann der Datenaustausch mit und in der öffentlichen Verwaltung einfacher und partizipativer als bislang standardisiert werden?“

Dieser Beitrag fasst den Workshop „Warum mit Kanonen auf Spatzen schießen: Wie kann der Datenaustausch mit und in der öffentlichen Verwaltung einfacher und partizipativer als bislang standardisiert werden?“ zusammen.

Die Selbsttitulierung eines/r Teilnehmenden als „…dathusiast“ in der kurzen Aufwärmrunde zum gegenseitigen Kennenlernen der insgesamt rund 15 aktiven Teilnehmer:innen ließe sich durchaus auf alle Beteiligten anwenden: Egal, ob mit wenig oder mehr Vorwissen, und unabhängig von fachlichem Hintergrund, beruflicher Rolle und ÖV/Nicht-ÖV – alle zeigten durch rege Beteiligung und vielfältige Beträge, dass es viel zu verbessern gibt und ihnen daran gelegen ist, dass diese Verbesserungen gelingen.

Zwei Impulsbeiträge fokussierten die Anwesenden auf den zentralen Teil des Workshops, das Sammeln von Handlungsbedarfen und Lösungsansätzen für den standardisierten Datenaustausch mit und in der öffentlichen Verwaltung. Anschließend arbeiteten zwei Gruppen anhand der folgenden Fragen:

  • Anforderungen – Was erwarten zivilgesellschaftliche Akteure, Verwaltung und Wirtschaft von Standardisierungsprozessen?
  • Wie kann ein attraktives Standardisierungsmodell aussehen?
  • Welche Vorgehensweise ist sinnvoll und erstrebenswert?

Die Gruppen beschränkten sich weitgehend auf das intensive Sammeln von Bedarfen und Lösungsmöglichkeiten, wegen der knappen Zeit gab es kaum Gelegenheit zu Diskussion und Reflektion. Allerdings zeigte bereits ein erster Blick auf die vielfach konvergierenden Ergebnisse beider Gruppen, dass offenbar eine große Einigkeit darüber herrscht, „wo der Schuh drückt“, und auch darüber, mit welchen Mitteln man zumindest einmal versuchen sollte, den Problemen beizukommen.

„Landkarte der Standardisierung“

Bei der abschließenden gemeinsamen Priorisierung der Themen lag die Erwartung deutlich vorn, dass eine „Landkarte“ bzw. ein „intelligentes“ Verzeichnis der existierenden Standards geschaffen und bereitgestellt werden sollte, anhand derer man sich schnell und ohne tiefere Kenntnisse informieren kann, welche Standards zu einem Thema bereits zur Verfügung stehen und wie sie miteinander in Beziehung stehen. Mehrere Beiträge thematisierten, dass es sinnvoll sei, Vorhandenes nach Möglichkeit wiederzuverwenden bzw. darauf aufzubauen anstatt immer wieder ganz von vorn zu beginnen. Dazu reichen aber nicht Werkzeuge allein, zumindest zu wesentlichen Standards sollten auch Erprobungsbeispiele und Schulungen angeboten werden.

Wichtig sind aber nicht nur die Existenz von Standards und das Wissen um ihre Existenz, ebenso wird erwartet, dass die Praxistauglichkeit von Standards erhoben und bewertet wird, dass die Verbreitung der Standards (z. B. anhand der sie nutzenden Kommunen) erfasst und „tote Standards“ gezielt aussortiert werden und dass andererseits auch geprüft wird, ob Standards tatsächlich wie spezifiziert umgesetzt und eingehalten werden. Dabei muss die gesamte Breite der Standardisierung im Blick behalten werden: die Daten(austausch)formate ebenso wie die Standards für die technischen und die organisatorischen Abläufe.

Die Erwartungen an die Erstellung von Standards wurden in vielfältigen Facetten formuliert, lassen sich aber erstaunlich leicht auf einige Kernpunkte kondensieren: Überschaubare Ziele setzen, agil, kleinschrittig und iterativ arbeiten, eine Beispielimplementierung von Anfang an mitdenken, reale Nutzer:innen und Daten sowie alle Interessengruppen von Beginn an einbinden, erforderliche Grundstandards identifizieren und diese unabhängig auch schon vor großen Projekten angehen, auf die Abstimmung und Kompatibilität zwischen Standards achten und die Standards gut dokumentieren. Wichtiger als große Gremien mit vielen passiven Beteiligten sind engagierte, fachkundige Personen, die den jeweiligen Standard konzentriert voranbringen, und die Transparenz des Prozesses, sodass relevante Aspekte jederzeit auch von bisher Unbeteiligten eingebracht werden können. Zur Unterstützung z. B. parallelen, asynchronen und zeit- und ortsunabhängigen Arbeitens an einem Standard wurde beispielsweise auch die Bereitstellung eines Revisionssystems angeregt. Mit all diesen Herangehensweisen ist die große Hoffnung verbunden, schneller als bisher zu stabilen und akzeptierten Standards zu gelangen.

Auch an die Standards selbst wurden einige Anforderungen formuliert: Sie sollen einen klaren Problembezug haben, den allgemeinen Bedarf abdecken und dabei Möglichkeiten für Erweiterungen bieten, offen und herstellerunabhängig sein.

Zur Förderung der Verbreitung von Standards wurde zudem vorgeschlagen, den Einsatz offener Standards verbindlich bzw. die Förderung von Projekten davon abhängig zu machen sowie neue Standards generell auf Englisch zu verfassen.

Alles in allem: Ein sehr umfangreiches Ergebnis, das trotzdem ein geschlossenes Bild der Erwartungen und Lösungsansätze vermittelt!


Titeldbild: Viktor Talashuk | Unsplash