Workshop-Rückblick: „Digitalkompetenz – Lernkultur, Innovation und Wissensmanagement im Check“

Beitragsbild: Headway unter der Unsplash-Lizenz

Dieser Beitrag fasst den Workshop „Digitalkompetenz – Lernkultur, Innovation und Wissensmanagement im Check“ zusammen. 

Die Idee für diesen Workshop entstand aus dem Projekt „Qualifica Digitalis“. Das Projekt hat in den letzten zwei Jahren im Auftrag des IT-Planungsrates Akteure aus dem Feld der Qualifizierung des öffentlichen Sektors in Deutschland zusammengebracht und den Austausch zur Förderung digitaler Kompetenzen forciert. Es ist deutlich geworden, dass die Offenheit gegenüber dem Lernen und der digitalen Transformation ein Grundbaustein der lernenden Verwaltung ist. Um diese Offenheit proaktiv zu fördern, müssen verschiedene Gestaltungsaspekte zusammenwirken. Zu diesen Gestaltungsaspekten zählen sowohl die Organisations- und Personalentwicklung sowie das Schaffen von Räumen für den Austausch von Erfahrungen und Wissen als auch für Innovationen und Experimente. In zwei Sessions beleuchtete der Workshop verschiedene Faktoren rund um die Förderung digitaler Kompetenzen: 

Innovationsräume sind Ressourcen einer Organisation, in denen Problem- und Lösungsräume definiert und gestaltet werden können. Ein zentrales Ziel von Innovationsräumen ist es, über den Projektzeitraum hinaus neue Arbeitsweisen und Kompetenzen nachhaltig in der öffentlichen Verwaltung zu verankern und so den Kulturwandel voranzutreiben. 

In der Session „Innovationen im Check“ wurde mit sechs Vertreter:innen aus Landesverwaltungen und Informations- und Kommunikationsdienstleistern der öffentlichen Verwaltung darüber diskutiert, wie solche Innovationsräume zielführend ausgestaltet werden können. Aufbauend auf den im Whitepaper „Erfolgreiche Innovationsfellowships in der Verwaltung umsetzen“ aufgezeigten Erfolgsfaktoren wurden generalisierbare Bedingungen für die Planung, Durchführung und Verstetigung von Innovationsprojekten ausgetauscht und erörtert. 

Digitale Kompetenzen lassen sich auch durch Bildungsangebote vermitteln, die auf das selbstorganisierte und selbstgesteuerte Lernen abzielen. Worauf es beim Einsatz und der Produktion solcher Formate ankommt, wurde in der Session „Wissensmanagement im Check“ mit Vertreter:innen aus den Bereichen öffentliche Verwaltung, IT-Dienstleistung und Bildung diskutiert. 

1. Session „Wissensmanagement im Check“ 

Digitale Lernformate zum Selbstlernen, in Form von kurzen Videos, Podcasts oder interaktiven Spielen: In der ersten Session sind wir den Fragen nachgegangen, wie Learning Nuggets für Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung produziert und bereitgestellt werden können – und welche Inhalte sich dafür besonders eignen. In der spannenden Diskussion betonten die Teilnehmenden insbesondere die folgenden vier Aspekte: 

„Bezug zum Arbeitsalltag herstellen“ – Die Themenauswahl kritisch überprüfen 

Damit Learning Nuggets für Mitarbeiter:innen einen echten Mehrwert bieten, kommt es aus Sicht der Teilnehmenden insbesondere auf den Praxisbezug der Themen an. Darüber hinaus empfehlen sich Inhalte, die über einen längeren Zeitraum Bestand haben, direkt Anwendung finden und für die Belegschaft nicht vollständig neu sind. 

„Einstiegshürde klein halten“ – Learning Nuggets nutzer:innenorientiert bereitstellen und Lernprozess begleiten 

Werden Learning Nuggets zielgruppengerecht entwickelt und nutzer:innenorientiert bereitgestellt, sind unterschiedliche digitale Kompetenzen und Vorkenntnisse innerhalb der Belegschaft kein Hindernis. Besonders wichtig bei der internen Vermarktung ist die Kennzeichnung, für wen genau ein Lernformat relevant ist – und eine geringe Einstiegshürde, z.B. durch die Nutzung bekannter Tools für Personen mit geringer digitaler Affinität oder durch die Bereitstellung kurzer Formate für Führungspersonal mit wenig Zeit. Individuell einstellbare Pushnachrichten mit Informationen zum Lernangebot können eine jederzeit verfügbare Lernplattform ergänzen. Zugleich unterstützen Einführungsveranstaltungen sowie regelmäßige Austauschformate die Lernbereitschaft. 

Blick auf das Conceptboard: Bereitstellung von Learning Nuggets.
Abbildung 1: Bereitstellung von Learning Nuggets.

 „Konkret nachfragen“ – Bedarfe systematisch erfassen 

Aus Sicht der Teilnehmenden mangelt es innerhalb der öffentlichen Verwaltung teils an systematischen Kompetenzdiagnosen und einer entsprechenden Bedarfsermittlung. Empfehlenswert sind regelmäßige Befragungen und Selbsteinschätzungen der Mitarbeitenden, die durch ein von der Führungskraft definiertes Anforderungsprofil Ergänzung finden. 

 „Intern Kompetenzen aufbauen“ – Eine Eigenproduktion kann sich lohnen  

Trotz eines hohen Personal- und Zeitaufwands kann die Selbstproduktion von Learning Nuggets lohnenswert sein: Sie ermöglicht den internen Kompetenzaufbau, spart Kosten und kann darüber hinaus den Praxisbezug sicherstellen sowie inhaltliche Glaubwürdigkeit schaffen.  

2. Session: Innovationen im Check 

In der Session „Innovation im Check“ gingen die Teilnehmenden der Frage nach, welche Vorrausetzungen gegeben sein müssen, um neue Arbeitsweisen und Methoden aus Innovationsprojekten nachhaltig in die Routinen der eigenen Organisation zu integrieren. Als Diskussionsgrundlage für den Erfahrungsaustausch dienten drei Checklisten zu Transformationsphasen Planung, Kompetenztransfer und Verstetigung. Die Teilnehmenden erweiterten die in den Checklisten aufgeführten Punkte und diskutierten und priorisierten die wichtigsten Bedingungen in jeder Phase. Dabei wurden zwei Erfolgsfaktoren besonders hervorgehoben:  

Schlüsselfigur Führungskraft 

In allen drei Transformationsphasen ist die Haltung und Aktivität der Führungskraft entscheidend: In der Planungsphase stellen Führungskräfte die Bereitstellung benötigter Ressourcen sicher. In der Phase des Kompetenztransfers bestärken sie in ihrer Vorbildfunktion den Einsatz neuer Arbeitsweisen. In der Phase der Verstetigung stellen Führungskräfte sicher, dass der Gebrauch neuer Methoden durch entsprechende Prozesse und Verantwortlichkeiten nachhaltig gefestigt wird. 

Standards für das Wissensmanagement  

Um den Transfer über die Projektgrenzen hinweg zu ermöglichen, bedarf es standardisierter Prozesse, um das Gelernte und mögliche Stolperfallen mit den Kolleg:innen zu teilen. Dabei ist es sinnvoll, die Nachbereitung und Reflektion von Projekten als eigene Lernphase zu begreifen und mit entsprechenden Werkzeugen zu unterstützten.  

Blick auf das Conceptboard: Checkliste für die Planung von Innovationsprojekten.
Abbildung 2: Checkliste für die Planung von Innovationsprojekten. 

Zusammenfassung 

Die Einsichten der Teilnehmenden der Session „Wissensmanagement im Check“ schaffen spannende Anknüpfungspunkte, beispielsweise für die Entwicklung einer zielgruppenorientierten Produktionsstrategie. Eine Checkliste für unterschiedliche Zielgruppen als Leitfaden für die Erstellung von Learning Nuggets ist ebenso denkbar wie ein Canvas zur Produktion von Learning Nuggets, der die Herausforderungen innerhalb der öffentlichen Verwaltung im Besonderen berücksichtigt. 

Dank der Praxiserfahrungen der Teilnehmenden der Session „Innovation im Check“ konnten die diskutierten drei Checklisten zur Planung, Durchführung und Verstetigung von Innovationsprojekten weiter angereichert und präzisiert werden. In einem nächsten Schritt können die Checklisten für die selbständige Anwendung ausgestaltet und für Innovationsteams bereitgestellt werden.